Manuel Weyer (l.) beim Food-Styling im Studio von Fotograf Mathias Neubauer. |
„Der Jung is‘n guter Essensverwerter“, hätte meine Großmutter dazu gesagt. Und tatsächlich: Wirft man einen Blick auf die Vita des gebürtigen Rheinländers, dann drängt sich eine Vermutung geradezu auf: er hat einen Motor in sich, der hoch dreht und unheimlich gut (Kalorien) verbrennt. Und dieser Motor ist leistungsstark: Manuel Weyer ist gelernter Koch und ausgebildeter Küchenmeister, Grill-Fachmann, Rezept-Entwickler und erfolgreicher Foodstylist, Koch- und Grillkurs sowie Kochevent-Anbieter, Autor mehrerer Kochbücher (u. a. von 365 Tage grillen*) und Betreiber eines eigenen Unternehmens namens manuel weyer culinary art. Er arbeitete in mehreren Spitzenrestaurants im In- und Ausland, darunter in den mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Häusern „Im Schiffchen“ in Düsseldorf und „Tom Aikens Restaurant“ in London. Er verantwortete das Foodstyling für Käfers Grillbuch das Holzkohle-Grillbuch von Weber und wirkte als Rezept-Entwickler und Foodstylist an mehreren Koch- und Grillbüchern von Johann Lafer mit. Er schrieb Rezepte für die TV-Shows „Lafer! Lichter! Lecker!“ und „Die große Grillshow“ mit Horst Lichter und Johann Lafer. Als Assistent und enger Mitarbeiter des Spitzenkochs aus Österreich leitete er zudem mehrere Jahre lang Lafers Kochschule „Table d’Or“ in Guldental an der Nahe. Moment einmal, wie alt ist Manuel Weyer? Genau, erst 33 Jahre!
Manuel Weyer feuert den Kugelgrill an. |
Im Fotostudio mit Manuel Weyer - Koch, Küchenmeister, Food-Stylist, Rezept-Entwickler
Heiß her geht es, als ich Manuel Weyer zum Gespräch und Fotoshooting treffe - und das buchstäblich und in mehrfacher Hinsicht: Im Studio des Grafikers und Fotografen Mathias Neubauer in Seligenstadt östlich von Frankfurt am Main bullerten noch vor wenigen Minuten die Grills - das erste einwöchige Fotoshooting-Set für Weyers neues Grillbuch (dazu später mehr) ist im vollem Gange. Zudem steht der Zeiger des Außenthermometers bei über 34 Grad Celsius. Für heute ist das Shooting „im Kasten“, gegrillt wird später aber trotzdem noch. Damit ich Fotos von ihm „in Aktion“ machen kann, hat Weyer ein großes Porterhouse-Steak mitgebracht.
Arbeitsplatz (l.) und Bestecksammlung von Food -Fotograf Mathias Neubauer. Links oben: Gegrillte Kalbsbrust aus Manuel Weyers Buch 365 Tage Grillen*. |
„Gut 1,2 Kilogramm schwer von einem US-amerikanischen Black Angus Rind.“ Bereits im nicht gegrillten Zustand macht das Steak mächtig Eindruck. Beeindruckt bin ich auch vom Werdegang des heute 33-Jährigen, dessen „Schulung des Gaumens“ bereits in Kinderjahren ihren Anfang nahm. Schon früh werden seine Geschwister und er von ihrer Mutter Veronika zum Mithelfen in der Küche angehalten. Eine Pflicht, aus der für den Spross der Familie aus Düren irgendwann viel mehr wird: „Mit rund zehn Jahren habe ich gemerkt, dass es eine große Herausforderung, aber auch eine Ehre ist, einen Sonntagsbraten für die Familie anzusetzen. Und wenn der fertige Braten dann allen geschmeckt hat, dann war es auch ein tolles Gefühl der Zufriedenheit, des Stolzes und des Glücks für mich“, erinnert er sich. Herausforderung und Zufriedenheit, zwei Pole, die bis heute auf das Engste mit Weyers Arbeit am Herd oder Grill verbunden sind und die ihn ebenso fordern wie antreiben.
Falafel Burger mit gegrillter Paprika und Mango (aus "New BBQ Burger"). |
Koch, dieser Berufswunsch stand aber zunächst nicht auf der Liste des jungen Manuel. „Ich wusste zunächst gar nicht, was ich machen soll. Und dann sagte meine Mutter zu mir: Jung‘, werd' doch Koch, das Kochen macht dir doch Spaß.“ Geraten, getan: Im „Geuenicher Hof“ im kleinen Städtchen Inden-Altdorf in der Nähe seiner Heimatstadt Düren findet er eine Lehrstelle und hat nicht nur das Glück, in ein junges und sehr dynamisches Küchenteam hinein zu geraten, sondern auch an einen Chef, der viel von seinen Lehrlingen fordert, diesen im Gegenzug aber auch Raum für die Entfaltung kreativer Kochideen lässt. Während seiner dreijährigen Lehrzeit lernt er, dass „Gastronomie richtig harte Arbeit ist“. Aber auch, dass der berufliche Einsatz am Herd den Weg genau zu jenen zwei Dimensionen öffnet, an denen er bereits als Küchenhelfer seiner Mutter Gefallen gefunden hat. Auf der einen Seite gibt es die Herausforderung, für den Gast ein geschmacklich gelungenes und optisch ansprechend angerichtetes Essen auf den Teller zu bringen. Eine Herausforderung, die viel fachliches Wissen, aber auch Kreativität erfordert. „Und etwas Kreatives tun, daran habe ich schon immer Gefallen gehabt.“
„Kochen ist eben viel, viel mehr als nur Essen auf den Tisch stellen.“
Porterhouse Steak - frisch gegrillt von Manuel Weyer. |
Das Porterhouse Steak ist gegrillt - jetzt gönnt ihm Weyer noch einige Minuten Ruhezeit. Derweil sucht Fotograf Mathias Neubauer bereits in seiner umfangreichen Sammlung an Requisiten für die Food-Fotografie, den sogenannten „Props“, nach einem Holzbrett und weiteren Utensilien für das Shooting. Anfang 2017, erzählt mir Weyer, wird sein neues Buch erscheinen. Wieder im ZS Verlag, der bereits sein Buch 365 Tage grillen*, das jüngst von der Gastronomischen Akademie Deutschlands mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde, verlegte. Auch im neuen Buch dreht sich ausschließlich alles ums Grillen, doch fest steht schon jetzt: der neue Weyer-Streich wird in einem Punkt ebenso wenig mit seinem Vorgängerwerk wie mit den allermeisten Werken auf dem boomenden Grillbuch-Markt vergleichbar sein.
Zwei Grillbücher von Manuel Weyer: 356 Tage grillen* und New BBQ Burger*. |
Wie zum Beweis dafür zeigt mir Weyer sein Burger-Buch, das in diesem Jahr in der Edition 99Pages by Heel* erschienen ist. Das Besondere daran: Alle im Buch enthaltenen Burger-Kreationen - vom Black-Jack Burger mit schwarzen Pattys über den Königs-Burger mit Königsberger Klopsen, dem Sankt Petersburger mit Perlhuhn oder dem Late-Night-Burger mit Jakobsmuscheln bis zum süßen Charlottenburger mit Vanille-Biskuit oder dem Himburger nach Macaron-Art werden auf dem Grill zubereitet.
"Grillen bietet heute so viel mehr, als nur ein Schweinenacken-Steak aufzulegen."
Nutze Dein Burgerrecht! |
Mit seinem Buch 365 Tage Grillen* möchte Weyer seine Faszination für das Grillen teilen und zugleich einen Einblick in die kreativen Möglichkeiten geben, die diese Zubereitungstechnik bietet. Das Buch führt Schritt für Schritt in kompakter Form in die Grundlagen des Grillens ein (Kleines Grill-Einmaleins) und listet anschließend grundlegende Rezepte für Marinaden, Saucen und Dips, Rubs, Mops und Lacke auf. Dann werden - untergliedert in die Kapitel Frühling, Sommer, Herbst und Winter - Grillrezepte präsentiert - vom raffiniert gegrilltes Gemüse und vegetarischen Speisen über Fleisch, Fisch und Wildgerichte bis zu süßen Desserts vom Grill. Über 100 Grillrezepte sind im Buch enthalten, so zum Beispiel für gegrillte Kichererbsen-Bällchen mit Bauernsalat, Risotto vom Grill mit Gemüse, Seafood Burger, geräucherte Forellenfilets, gefüllte Lammkoteletts, Sweet-Chili-Lachs von der Planke, BBQ-Pizza, Hochrippe auf Asia-Art, Porterhouse Steack Cherry Style, Hirschrückenkoteletts mit Punschlack, gegrillte Pflaumentarte, Chocolate-Cheesecake und Zimtschnecken mit Glühwein-Sabayon vom Grill. Erfreulich ist: Bei aller gezeigten Kreativität haben die Rezepte ausreichend Bodenhaftung, die Zubereitungsschritte sind überschaubar und auch für Grill-Adepten nachvollzieh- und realisierbar.
"Grillen ist anders, aber nicht besser als Kochen und umgekehrt."
Das Food-Styling für die Foto-Produktion beginnt. |
Die Ruhezeit für das Porterhouse Steak ist beendet und Mathias Neubauer hat ein Servierbrett und weitere Requisiten zusammen gesucht, das Shooting kann beginnen. Foodstylist Weyer schneidet das Steak an, legt eine Serviergabel daneben, streut grobes Meersalz und Kräuter auf. Neubauer schießt ein paar Testfotos, die von der Kamera direkt auf einen angeschlossenen Laptop übertragen werden. Die beiden Profis begutachten die Bilder auf dem PC-Bildschirm und tauschen sich darüber aus, was an der Komposition noch verändert und verbessert werden könnte. Das Servierbrett wird noch etwas gedreht, hier noch ein paar Kräuterblätter anlegen, dort noch etwas grob gemahlenen Pfeffer aus der Mühle auftragen. Knapp zehn Minuten später ist das fertige Food-Foto „im Kasten“.
In Aktion: Koch und Food-Stylist Manuel Weyer und Food-Fotograf Mathias Neubauer. |
Weyer und Neubauer sichten die Foto-Ausbeute des Tages. Rechts der süße "Charlottenburger" aus Weyers Grillbuch "New BBQ Burger". |
Im Kasten: Mathias Neubauers Foto vom Porterhouse Steak. |
Die aktuelle Arbeit an Weyers „süßem Grillbuch“ ist nicht die erste Zusammenarbeit des Kochs und des Food-Fotografen. So haben die beiden Profis bereits das Foodstyling und die Fotos für das Buch „Grillen mit Briquetts und Holzkohle“ von Weber realisiert, und auch die Fotos für Weyers Werk „365 Tage Grillen“ stammen von Neubauer, der aktuell zur Speerspitze der deutschen Food-Fotografen zu zählen ist. Kennen lernten sich beide über Neubauers Bruder Andreas, der ebenso wie Weyer eine lange Zeit bei Johann Lafer angestellt war. „Mein Bruder ist auch dafür verantwortlich, dass ich in den vergangenen Jahren mehr und mehr in die Szene der Food-Fotografen reingerutscht bin“, erzählt der Grafiker, Buchgestalter und Fotograf. Ebenso wie Weyer ist auch Andreas Neubauer Koch, Rezept-Entwickler und Food-Stylist - und zwar ein sehr erfolgreicher.
Um die 100 Kochbücher hat der Seligenstädter bereits geschrieben - und für die grafische und fotografische Arbeit an seinen Büchern zog er nach und nach immer häufiger seinen Bruder Mathias hinzu. „Über meinen Bruder bin ich quasi nach und nach in die Szene reingerutscht - heute ist die Food-Fotografie mein Hauptstandbein“, erzählt der 1970 in Seligenstadt geborene Fotograf. Mit Weyer arbeitet Neubauer seit circa zwei Jahren zusammen - und das äußerst produktiv und gerne. In die Hände spielt dem Duo, dass Mathias Neubauer nicht nur seine Erfahrung als versierten Food-Fotograf, sondern auch als Grafik-Designer und Buchgestalter mit in gemeinsame Projekte einbringen kann. „Das erleichtert es schon in der Produktionsphase, ein Kochbuch aus einem Guss anzufertigen, bei dem Fotos, Typografie und grafische Gestaltung aufeinander abgestimmt sind und perfekt zusammenpassen“, so Weyer.
Ebenfalls gegrillt (oben rechts): Zimtschnecken mit Sabayon (aus "365 Tage Grillen"). |
Beste Lebensmittel: Das Produkt ist der Star!
Der Meatburger (Beef-Tartar mit Senfcreme in Bier-Buns) aus dem Buch "New BBQ Burger". |
Und was ist sonst noch wichtig für die Inszenierung auf dem Teller? „Authentizität, Echtheit, Ursprünglichkeit“, antwortet Weyer. „Für mich bedeutet das zum Beispiel, dass auf dem Food-Foto nichts drauf sein sollte, was nichts mit dem Essen oder der vorhergehenden Essenszubereitung zu tun hat oder hatte.“ Ein Foto solle zudem alle Hauptkomponenten zeigen und wenn möglich auch die Strukturen von Gerichten. „Verwende ich beispielsweise für eine Teigtasche einen Blätterteig, dann ist es naheliegend, dass ich dem Betrachter des Fotos auch die blättrige Struktur des Teiges und etwas von der Füllung zeige.“ „Etwas Schmack und Schmotz auf den Fotos ist auch ok, das unterstreicht die Ursprünglichkeit“, ergänzt Neubauer. Will heißen? „Wie’s im Leben so ist - da wird geklettert und gekrümelt. Das kann ich dann auch ruhig auf dem Food-Foto zeigen.“
Klar, die Inszenierung auf dem Teller, die Food-Fotografie, das Kochbuch-Design - das unterliegt alles auch dem Zeitgeschmack, räumen beide ein. „Aber egal, was man wann macht, es muss authentisch sein!“, betont Weyer. Beim Lebensmitteleinkauf ist der Koch deshalb ebenso kompromisslos („Über die Güte der Lebensmittel wird nicht verhandelt.“) wie beim Styling auf dem Teller: „Hier wird nichts frisiert. Ich bastle nicht mit Schaumstoff am Essen herum oder kleistere Haarlack drauf.“ So wie das Essen für das Food-Foto auf dem Teller angerichtet sei, so sei es auch direkt essbar. „Mit allem anderen wäre ich auch schlecht beraten, denn wir Essen die Sachen nach den Shootings ja auch“, fügt es schmunzelnd hinzu.
Neue Herausforderung, kreative Bewältigung, Zufriedenheit . . . dieser Dreiklang ist der Treibstoff, mit dem Manuel Weyers innerer Motor angetrieben wird. Doch wie bei jedem Motor gilt: So richtig rund und weiter läuft er nur, wenn von außen Öl und Treibstoff nachgefüllt werden.
"Im Endeffekt kochst und grillst du nur, aber du kannst damit die Menschen in deinem Umfeld glücklich machen.“
„Kochen“, fügt der 33-Jährige zum Abschluss unseres Gespräches noch an, „ist ein Handwerk, das kreative Möglichkeiten bietet, nicht mehr - aber auch nicht weniger. Im Endeffekt kochst und grillst du nur“, gibt er mir mit auf den Heimweg, „aber du kannst damit die Menschen in deinem Umfeld glücklich machen.“ Und was, geistert es mir später auf der Heimfahrt durch den Kopf, was könnte einen Beruf eigentlich schöner, bedeutender und wertvoller machen?
Manuel Weyers Burger von der alten Wutz mit Kartoffel-Laibchen und Zwiebelmarmelade (aus "New BBQ Burger"). Links ein Teil von Neubauers Requisiten für die Food-Fotografie. |
Mini-Pizzaspieße mit Erdbeer-Mandel-Belag aus "365 Tage Grillen". |
Hier Koch- und Grillbücher, die von und unter Mitwirkung von Manuel Weyer bislang erschienen sind:
(Silbermedaille der Gastronomischen Akademie Deutschlands)
Rezepte und Food-Styling: Manuel Weyer
Rezepte und Food-Styling Manuel Weyer
Giro Gelato: Auf der Suche nach dem besten Eis der Welt*
Unter bester Bewachung: das frisch gegrillte Porterhouse Steak. |
Impressionen aus dem Fotostudio von Food-Fotograf Mathias Neubauer. |
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